Geschichte des Gutes, der Burg und des Schlosses in Vierden

Geschichte des Gutes, der Burg und des Schlosses in Vierden


von Hartmut Vollmer

In Vierden heißt das ab 2005 eingerichtete Neubaugebiet – von diesem Punkt in Richtung Westen gelegen - „Am Schloss“ (s.u.). Weit und breit sieht man aber kein Schloss oder ein Schloss ähnliches Gebäude oder Ruinen davon. Der aufmerksame Beobachter wird jedoch registrieren, dass es unmittelbar anschließend an dieses Neubaugebiet in südlicher Richtung eine zwar unauffällige, jedoch prägnante Geländeerhebung gibt –Alleeweg 8 -, die über dem Niveau der Dorfstraße liegt. Diese „Wurt“(ostfriesisch) oder „Warft“(Halligen) ähnliche Erhebung ist nicht natürlichen Ursprungs, denn das umgebende Gelände fällt sehr gleichmäßig zum Vorfluter der Ramme nach Südosten hin ab, sondern diese Erhebung wurde sehr wahrscheinlich von Menschenhand als künstlich aufgeworfener Siedlungshügel angelegt. Wir können heute mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass dies die Vorfahren der Schulten von der Lüh waren, die hier in der Börde Sittensen Jahrhunderte lang die Geschehnisse ganz entscheidend mitgeprägt haben.


Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Vierden (firina) finden wir in der ältesten Bischofsurkunde von Verden, die Bischof Wigger von Verden in der Zeit zwischen 1015 und 1028 n. Chr. hat niederschreiben lassen. 1358 ist erstmals das Gut oder die Burg Vierden schriftlich festgehalten, denn zu dieser Zeit hatten die Schulteschen Erben ihren Sitz in Vierden genommen.


Vierden bestand um 1500 aus sechs Bauhöfen (Vollhöfen) und dem Gut, das den Schulten gehörte. Als erster namentlich bekannter Besitzer des Gutes Vierden ist uns Garlich Schulte überliefert. Dieser hatte als erster Schulte außerhalb von Horneburg sein Haus zu einer gut befestigten Burg ausgebaut, hatte tiefe und breite Wassergräben ausheben lassen und einen Bergfried errichtet. Sein Nachfolger wurde Gerlach Schulte, der Probleme mit dem Erzbischof Johann Rhode zu Bremen bekam, denn zu Beginn des 16. Jahrhunderts hat es hier offensichtlich einen Raubritter Gerlich oder Gerlach Schulten gegeben, dem der Erzbischof allerdings das Handwerk legen und die Burg zerstören ließ. Laut Vörder Register geschah dies am 10. August 1508.


Das Gut in Vierden soll in noch früheren Zeiten von einem Bischof bewohnt gewesen sein. Ebenso soll sich dort vor der Reformation eine kleine Kapelle „zur heiligen Seel“ befunden haben. Hier wurde viermal im Jahr gepredigt, den alten Leuten das Abendmahl gegeben und sogar für das Vieh Messe gelesen. Im Jahre 1663 stiftete Detlev Schulte Erbherr zu Vierden hier die zweite Schule überhaupt in der Börde Sittensen.


„Das Schloss ist mit einem Wall und einer dicken Mauer umgeben gewesen, wovon man die Überbleibsel noch sehen kann.“ Diese erste Beschreibung des Schlosses Vierden finden wir bei H. Schlichthorst in dessen 1796 in Hannover herausgegebenen „Beyträgen zur Erläuterung der älteren und neueren Geschichte der Herzogthümer Bremen und Verden“. Hieraus geht hervor, dass das Schloss schon viele Jahrzehnte, wenn nicht gar mehr als 100 Jahre vorher existiert haben muss. Diese Erwähnung des Schlosses Vierden ist der Grund dafür, warum im Bebauungsplan die Straßenbezeichnung „Am Schloss“ für dieses Baugebiet in westlicher Richtung gewählt wurde. Als Sinnbild für das Gemeindewappen, das 1958 genehmigt wurde, hat die Gemeinde sich für eine Wasserburg mit Zugbrücke, das Ausschnitte aus dem Wappen der Adelsfamilie von Schulte enthält, entschieden (s.u.).


Bis zum Jahr 1745 wurde das Gut trotz bewegter Zeiten in gerader Linie weitervererbt und bewirtschaftet. Nach dem Tod von Carl Christian Schulte kam das Anwesen zum Gut Burgsittensen und blieb somit bis zur Versteigerung im Jahre 1880 an die Kloster-kammer in Hannover im Familienbesitz. Die Klosterkammer parzellierte Teile der Ländereien und verkaufte sie an Anbauern. Der größte Teil wurde aufgeforstet. Das ist das Vierdener Holz – am Ende des Alleeweges in südöstlicher Richtung gelegen.

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